Synchronfassungen machen uns das Leben leichter. Im Falle von „Dead City“ verändern sie aber einen zentralen Konflikt – mit verheerenden Folgen.
Für gewöhnlich können deutsche Synchronfassungen heutzutage gut und gern mit dem englischen Originalton mithalten. Im Falle von „Dead City“ solltet ihr euch aber gut überlegen, welche Sprache ihr bei MagentaTV auswählt. In Staffel 2 prallt die Vergangenheit einer Figur nämlich auf die Gegenwart – und dafür ist die Sprache von großer Bedeutung.
„Dead City“ auf Deutsch: Wichtiges Detail bleibt aus
In der „Dead City“-Fortsetzung muss sich Negan (Jeffrey Dean Morgan) erneut als skrupelloser Anführer beweisen. Zur Seite steht ihm dabei ein Mann, den er nur zu gut aus der vergangenen Saviors-Ära kennt: der Kroate (Željko Ivanek). Gemeinsam begeben sie sich in der Episode „Feurige Freunde“ in Verhandlungen mit der Gruppe um Bruegel (Kim Coates).
Der macht sich daraus allerdings einen Spaß, dessen Ausmaß vor allem der Kroate zu spüren bekommt – jedoch nur in der englischen Fassung. Denn während Schauspieler Željko Ivanek einen osteuropäischen Akzent an den Tag legt, spricht sein Synchronsprecher Erich Räuker einwandfreies Deutsch.
Wegen Synchro: „The Walking Dead“-Figur wirkt viel harmloser
Die Konsequenzen dessen machen sich ab Minute 14:50 bemerkbar, als der Kroate seine Verwunderung über Bruegels Umgang mit seinem siegreichen Zombie-Krieger äußert. Bruegel versucht, das Wort „Champion“ so auszusprechen wie der Kroate und lacht. Im Originalton erklärt er sich wie folgt, wobei er ihn wiederholt nachahmt:
„I’m sorry. I’m not making fun. It’s just your accent is just so fucking exotic. Is it Serbian? It’s a wonderful accent. It’s interesting.“
Wortwörtlich übersetzt müsste es zu Deutsch also heißen:
„Tut mir leid. Ich mache mich nicht lustig. Es ist nur so, dass dein Akzent so unfassbar exotisch ist. Ist es Serbisch? Ein wundervoller Akzent. Interessant.“
Stattdessen witzelt Bruegel in der deutschen Synchronfassung über das Wort „Champion“, das seiner Meinung nach klinge wie „Champignon“. Die Szene wirkt, als würde er sich über sich selbst amüsieren, denn er erklärt in der Übersetzung:
„Tut mir leid. Ich mache mich nicht lustig. Es ist nur… Sie sind so verdammt ernst. Langweilen Sie sich? Dann seien Sie nicht so grimmig. Da fallen einem die Haare aus.“
Ausschließlich der letzte Satz ist dabei ein Seitenhieb gegen den Kroaten, der eine Glatze trägt. Jedoch verändert die deutsche Synchro damit die gesamte Bedeutung der Szene. Statt den Kroaten für seinen Akzent und dementsprechend seine Herkunft und seine Lebensgeschichte zu verspotten, zielt der verbale Angriff nur aufs Äußere. Dadurch wirkt Bruegel deutlich alberner und plumper als im Original.
Alles andere als plump wirken hingegen die Szenen aus diesem Video:
Darum ist die veränderte Synchronfassung ein Problem für „The Walking Dead“
Dieses Vorgehen wiederholt sich einige Momente später. Ab Minute 17:36 ahmt Bruegel im Englischen den kroatischen Akzent noch einmal nach, woraufhin seine Untertanen lachen. In der deutschen Synchro wird hier aber überhaupt nicht ersichtlich, wieso sich der Kroate so pikiert fühlt, denn Bruegel sagt – wohlbemerkt akzentfrei – lediglich:
„Bitte reicht mir mal die Mohrrüben rüber. Mohrrüben machen eine Mahlzeit vollkommen.“
Im Grunde geht die gesamte Essenz des unausgesprochenen Konfliktes verloren: Im O-Ton sorgt Bruegel dafür, dass sich der Kroate ausgegrenzt und nicht zugehörig fühlt. So trennt er ihn emotional und verbal nicht nur von Negans und Damas (Lisa Emery) Gruppierung, sondern signalisiert ihm gleichzeitig, nicht nach Manhattan zu gehören.
Auf Deutsch ist der verbale Austausch zwischen Bruegel und dem Kroaten ein nerviges Necken, das letzteren verärgert – mehr aber auch nicht.
Letztendlich ist es natürlich eure Entscheidung, für welche Sprache ihr euch entscheidet. Seid euch aber bewusst, dass die deutsche Fassung insbesondere in der vierten Episode ein wichtiges Detail außen vor lässt.