Star Wars: Das Erwachen der Macht: Siebtes Leinwandabenteuer der legendären "Star Wars"-Saga von Regisseur J.J. Abrams.
Gegen Ende des Jahres 2015 ist es eigentlich kaum noch möglich, sich dem „Star Wars“-Hype zu entziehen. Die kultige Filmreihe dominiert die Alltagswelt. Seien es die bedruckten Wasserflaschen im Supermarkt, die großen Plakatwände in den Stationen des öffentlichen Verkehrs oder dieser Sonderthemenbereich in einer Tagesschau-Sendung. Vom Internet natürlich ganz zu schweigen. „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ heißt dieser Film, von dem in den letzten Wochen des Jahres überall zu lesen ist und der eine neue Ära im „Star Wars“-Universum einläuten soll.
Die Richtung, die der Film einschlagen soll, war schnell offensichtlich: die alten Fans abholen und neue Zuschauer gewinnen. Dafür holte Regisseur J.J. Abrams die alten Helden rund um Mark Hamill (Luke Skywalker), Harrison Ford (Han Solo) und Carrie Fisher (Prinzessin Leia) zurück, besetzte aber auch eine Reihe neuer Darsteller in den „Star Wars“-Reihen. Nostalgie und Aufbruchsstimmung sollen Hand in Hand gehen. Eine Unternehmung, die – und so lautet das Ergebnis nach der Sichtung des Films – nicht nur wunderbar umgesetzt wurde, sondern auch großartig aufgeht.
Fans der frühen Stunde werden bereits mit der populären und längst über die Filmreihe hinaus bekannten Eröffnungssequenz abgeholt, in der eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse, die dem Film vorausgehen, gegeben wird. In „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ steht dabei vor allem eines im Mittelpunkt: die Suche nach Luke Skywalker, der seit vielen Jahren nicht mehr gesehen wurde. Inzwischen befindet sich die Galaxis nämlich schon wieder im Krieg. Die neue Republik und die Resistance kämpfen gegen die First Order, bestehend aus Überbleibseln des ehemaligen Imperiums. Durch Zufälle und schicksalshafte Verknüpfungen obliegt es drei jungen Helden, den Aufenthalt von Luke Skywalker ausfindig zu machen. Allerdings sind sie bei diesem Vorhaben nicht die einzigen.
Schon in dieser Figurenkonstellation wird das Projekt Nostalgie und Moderne deutlich. Während der alte Haudegen Han Solo und sein treuer Gefährte Chewbacca für Wiedersehensfreude sorgen, erwecken die neuen Charaktere Rey (Daisy Ridley), Finn (John Boyega) und Poe Dameron (Oscar Isaac) Neugier. Wer sind diese Figuren? Wo kommen sie her? Welches Schicksal ist für sie vorherbestimmt? Fragen, die „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ teilweise mit beeindruckend inszenierten Momenten beantwortet, teilweise aber einfach offenlässt, um auch
Episode 8 und 9 noch genug Feuer zu geben.
Dabei gelingt es J.J. Abrams, den Fokus klar auf diese Figuren zu legen und damit zu verhindern, dass die neuen Identifikationsfiguren zu blassen Schablonenabdrücken verkommen. Auch wenn John Boyegas Charakter Finn etwa mit humorvollen Spitzen seinem Pendant Han Solo Paroli bieten kann, ist er nicht einfach nur eine Abbildung dessen. Die Charakterzeichnungen gehen tiefer: Finn als sinnsuchender Sturmtruppler, Rey als einsame Überlebenskämpferin und Poe als loyaler Pilot des Widerstandes. Dabei ist es jedoch vor allem die dunkle Seite, die mit der Figur des Kylo Ren punkten kann. Adam Driver verkörpert den maskierten Bösewicht, dessen Züge dann zur Geltung kommen, wenn es um seine Einstellung der Macht gegenüber geht, einzigartig.
„Star Wars: Das Erwachen der Macht“ setzt mit dem Gewicht auf die neuen Charaktere das richtige Zeichen in Richtung „Star Wars“-Zukunft. Die Nostalgie kommt dabei aber definitiv nicht zu kurz. Neben den alten Helden sind es vor allem die kleinen Dinge, die einem in „Star Wars 7“ immer wieder begegnen und an vergangene Tage erinnern. So erklingt etwa an den enden Stellen das ruhige Liedstück „Binary Sunset“ von John Williams, welches einst als „Macht“-Thema komponiert, in allen „Star Wars“-Filmen verwendet und nun auch in den neuen Film eingeflochten wurde. Ein anderer Aspekt aus alten „Star Wars“-Zeiten sind die Figuren und Kreaturen, die sich als Randerscheinungen durch den ganzen Film ziehen. Schon früh hat J.J. Abrams hierbei sein Vorhaben, möglichst viele Bilddetails, wie eben Kreaturen, Raumschiffe und Gebäude, anfertigen zu lassen, statt sie mittels Computertechnik einzubauen, preisgegeben.
Die Liebe zum Detail ist in „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ an vielen Stellen zu spüren. Ebenso häufig führt das zu Gänsehaut-Momenten. Und doch bricht das Franchise in eine neue Ära auf. Was man dabei nie vergessen darf: „Star Wars 7“ ist der Auftakt zu einer neuen Trilogie, die in ihrer Gänze noch nicht zu erfassen ist. Das Fundament hat J.J. Abrams theoretisch geschaffen. Was jedoch fasziniert, ist die Tatsache, dass „Das Erwachen der Macht“ auch als eigenständiger Film absolut schlüssig daherkommt. Dass wir noch mehr von dieser Geschichte, von diesen Charakteren und von diesem Universum zu sehen bekommen, ist dabei ein glücklicher Umstand, dem wir dank dieser tollen Umsetzung positiv entgegensehen. (Philipp Schleinig)