Mit einer Riege junger Darsteller, die kaum über den Laien-Status hinausgewachsen sind, schafft es der Filmemacher Mike Marzuk, ganz genau auf das Leben selbst zu blicken und es mit seiner Kamera einzufangen, abzubilden und für das Teenagerpublikum fruchtbar zu machen. Ein fantastischer Realismus ist das beinahe, oder ein realistisches Märchen, ein Finger auf die Wunde der Gegenwart und auch ein Taktstock, der nach dem Puls der Zeit das ewige Lied unserer Gesellschaft spielt.
Ja: Marzuk hat Recht! Sein Film zeigt die Welt, wie sie ist: Das ganze Leben ist ein Casting, egal obs darum geht, auf der Elitemusikschule Amadeus aufgenommen zu werden, ob man nun in eine Rock-Band aufgenommen werden will, oder ob man um einen Plattenvertrag kämpft. In dieser Situation andauernder Anspannung, in dieser fiesen Welt des Konkurrenzdenkens, der Ellenbogen und der Zwänge, die andere über unsere Träume stülpen: in dieser Welt spielt Rock it, und Rock it spielt mit dieser Welt.
Indem er die Welt nämlich überhaupt nicht ernst nimmt, indem er den Proto-Plot der Teenager-Schnulze anwendet und damit rein gar nichts erreicht, nicht mal sein Zielpublikum von Teenie-Mädels (die bei der Pressevorführung als Testpublikum anwesend waren). All die alten Versatzstücke werden heruntergeleiert, von der Eliteschule, bei der man bestehen muss; von den Träumen der Eltern, die diese über ihre Kinder verwirklichen wollen; von der Rebellion der Jugend, die sich in Pop und Rock ausdrückt; von den Vorbehalten zwischen den Generationen, zwischen den Geschlechtern, zwischen sozialen Klassen, zwischen E und U; vom Willen zur Macht, der manche zu Biestern macht und am Ende auf den Intriganten zurückfeuert; und von der Liebe, die gegen alle Wahrscheinlichkeiten, gegen alle Widerstände und Hindernisse, obsiegt.
Beziehungsweise anders gesagt: Marzuk hat den totalen Klischeefilm geschaffen, der vor allem durch seine unfreiwillige Komik auffällt. Da verfallen die Protagonisten immer wieder in Tanz- und Gesangsnummern, Highschoolmusical und Hannah Montana sind die Vorbilder, und wer unter den Zuschauern wollte nicht auch mal in Musik ausbrechen! Diesen Musiksequenzen vert Marzuk einerseits, das sei zugestanden, einen hinreichend märchenhaften Anstricht, sie warten aber mit derart dämlichen Texten, voll Poesiealbum-Reimen und banalen Brachialmethaphern auf, dass es schon wieder lustig ist. Da werden Comedians verfeuert, denen nicht mal was richtig Witziges in den Mund gelegt wird: Petra Nadolny von Switch darf eine Schulleiter-Karikatur hinlegen, Markus Maria Profitlich einen kalauernden Hausmeister was vom Film offenbar als Gags ernstgemeint ist, funktioniert in der Tat nur in der ironischen Meta-Ebene, die sich der Zuschauer erarbeiten muss. Und wenn die Rockband Rock it ihre Rocksongs absondert, ist das nur ein weichgespülter Quark, der lediglich das Herz der Hauptfigur Julia zu berühren vermag. Witzig ist es trotzdem, wenn die Jungs in einer Art Neo-Pur-Pose davon singen, wie wild und laut sie sind, wie das alles der Sound ihres Lebens ist und wie sie auf den Melodien surfen
Der Film ist tatsächlich nur für diejenigen auf einer straighten Ebene genießbar, für die Mick Jagger und Take That tatsächlich die einzigen Veteranen vergangener Popkultur sind, die sie kennen. Die anderen müssen diesen Film nicht sehen, und wenn sie doch müssen keine Ahnung: als Begleiter Halbwüchsiger vielleicht kann man ihnen nur einen Filmgenuss auf Metaebene wünschen.
Fazit: Schnulze auf Soapniveau; will auch als solche konsumiert werden.